von Kai Lindman
Die Autoren der erstaunlich vielen neuen Kataloge müssen mit so manchem Problem kämpfen. Einigen gelingt das besser, bei anderen fragt man sich als gestresster Leser oder Benutzer: „Warum hast Du das nicht auch so gemacht wie Deine Vorgänger? Du hättest Dir und uns eine Menge Zeit und Mühe erspart!“ Nun, die Chance ist vertan, und dass noch jemals eine zweite Auflage erscheinen wird, die dann die Gelegenheit bietet, die Fehler zu korrigieren, steht in den Sternen und ist in den meisten Fällen unwahrscheinlich.
Das größte Problem aber ist für alle Autoren das Finden einer angemessenen Bewertung. Wie man es auch anpackt, zwischendurch quälen einen massive Zweifel und kaum ein Autor ist mit seinen Ergebnissen restlos zufrieden. Dabei gibt es einige grundlegende Verfahren, um eben das nicht zu tun – sich verfahren bei der Bewertung. Die einfachste Methode ist die für Hasenherzen: Bewertungen weglassen und dem Benutzer alle Freiheiten bei der Preisgestaltung zugestehen. Das ist zwar einfach, trifft aber meistens auf Unverständnis oder gar erheblichen Unmut. Immerhin ist in der überwiegenden Zahl aller Fälle der Autor auch einer der Spezialisten für das bearbeitete Gebiet und dann sollte man auch bei der Bewertung mit dem Katalog eine fundierte Hilfe bekommen.
Eine halbwegs brauchbare, aber dem Benutzer gegenüber äußerst unfaire Methode der Bewertung ist das Ergebnis der Einstellung: „Alles, was ich selber habe, ist teuer und bei allem, was mir fehlt, stehen Einkaufspreise!“ Diese Zeitgenossen sind keines weiteren Kommentars würdig!
Den meisten Autoren kann man attestieren, dass sie sich Mühe gegeben haben. Allen kann man es soundso nicht recht machen, und niemand kann voraussehen, wie sich die allgemeine Beliebtheit – und damit die Preisgestaltung – eines Sammelgebietes verändert. In der letzten Zeit ist mir aber ein Umstand aufgefallen, bei dem ich gerne Ihre Meinung erfahren würde. Es geht um die Bewertung von Scheinen unterschiedlicher Qualität.
Alles in allem scheint sich unter Sammlern, Händlern und Autoren die Verwendung einer Qualitätsskala durchgesetzt zu haben, die ungefähr so aussieht:
1 (I) absolut druckfrisch
2 (II) sehr gut erhalten, minimale Gebrauchsspuren, keine Falten
3 (III) Ein Riesenbereich von kleinen Gebrauchsspuren bis zehn Monate in heftigem Verkehr gewesen.
4 (IV) Eine Erhaltung, über die man am besten nicht redet und die nur im äußersten Notfall bemüht wird, wenn man erklären will, wieso eine Ecke mit Tesafilm angeklebt ist.
5 (V) Sowas gibt es auch?
Und genau bei dieser Einteilung, über die wir nie einer Meinung sind, habe ich große Probleme. Die meisten Autoren bewerten in ihren Katalogen Scheine in zwei Erhaltungen, nämlich 1 und 3. Wie verhalten sich nun die beiden Qualitäten zueinander? Am häufigsten habe ich Systeme gefunfen, bei denen die Scheine in Erhaltung 3 ungefähr die Hälfte kosten. In einem anderen System werden diese Scheine nur mit Preisen von 20 bis 30 Prozent der hochwertigen Scheine angesetzt. Eine relativ häufig angwandte Methode funktioniert komplett entgegengesetzt, dabei werden leicht gebrauchte Scheine mit 50 bis 75 Prozent taxiert.
Meine Ergebnisbeobachtungen bei eBay und diversen Auktionen lassen mich zu einem leicht veränderten System tendieren. Bei seltenen Scheinen, vor allem in perfekter Erhaltung, ist es völlig egal, was im Katalog steht. Da ist nur wichtig, dass der Schein möglichst selten ist, in der Sammlung fehlt und dass sich zwei Schwarzg(e/o)ldschaufler darum streiten. Bei etwas häufigeren Scheinen in Spitzenqualität gilt das eben Geschriebene ebenfalls. Bei leicht gebrauchten Scheinen kann man sich ansatzweise schon nach Katalogpreisen richten. Daher verfahre ich seit vielen Jahren so, dass ich Bewertungen für Scheine nur in Erhaltung 1- angebe, die passen meistens ganz gut. Bei der Bewertung für Scheine der Qualiät 3 spielt meiner Meinung nach vor allem die Seltenheit eine Rolle. Ein gebrauchter Schein aus der Massenware ist meistens nur noch zum Anzünden eines Lagerfeuers zu gebrauchen und ist häufig schon mit 10 Prozent der Topqualität überbezahlt. Handelt es sich aber um einen seltenen Schein, der in Spitzenerhaltung 300 Euro kostet, dann muss ich für diesen Schein in Erhaltung 3 auch 200 bis 220 Euro bezahlen und froh sein, dass ich überhaupt ein Exemplar gefunden habe.
Wie weiter oben schon angekündigt, hätte ich zu diesem Thema gerne Ihre Meinung gewusst. Immerhin sind Sie ja – wenigstens gelegentlich – Kunden und müssen den Kampf zwischen „Oh Mann! Ist der teuer!“ und „Ich such ihn aber schon seit 15 Jahren, da ist mir doch der Preis egal!“ ausfechten.
Lassen Sie uns bitte wissen, wie Sie darüber denken!