von Kai LindmanZu Beginn diese Jahrtausends war die politische Landschaft geprägt vom Zerfall der bisherigen staatlichen Ordnung. Alte Bündnisse hörten auf zu existieren, das Entstehen neuer Staaten wurde von kriegerischen Auseinandersetzungen im Herzen Osteuropas begleitet, und die wirtschaftlichen Verhältnisse waren genau so verworren wie die politischen. Dass solche Umbrüche auch neue Zahlungsmittel mit sich brachten, geschah zwangsläufig. Als Sammler von Belegen aus dieser unruhigen Zeit war man dann froh, wenn man Informationen von denjenigen erhielt, die sich anscheinend besser auskannten als man selbst, der – zumindest in Deutschland – doch relativ weit vom Geschehen entfernt war.
All das kommt mir wieder in den Sinn, wenn ich den im Miniformat dahergekommenen Bosnienkatalog des Autorengespanns Fritzinger und Klotz zur Hand nehme. Das kleine Buch läßt sich zwar gut in die Tasche stecken, aber für einen Katalog, mit dem man auch zu Hause gut arbeiten können soll, ist das Format schon sehr gewöhnungsbedürftig.
Warum überhaupt ein neuer Katalog für dieses Sammelgebiet? Nun, die erste Arbeit von Fritzinger und Welzenbach war mittlerweile doch inhaltlich längst nicht mehr auf dem laufenden Stand, und auch die Bewer-tungen konnten eine Anpassung vertragen. Dennoch – das Sammelgebiet ist trotz der vielen Ausgaben in DM, das es ja für Deutsche interessant macht – nicht allzusehr ins Blickfeld der Sammler geraten.
Daran wird auch der neue Katalog nichts ändern, vor allem deshalb nicht, weil er mit seinen kargen Informationen und den einfarbigen Miniabbildungen nicht unbedingt Lust auf eine Beschäftigung mit dem Thema macht. Zudem können die vielen Grußworte „wichtiger“ Leute eine gründliche Einführung in das Thema nicht ersetzen und so bleiben für den Uneingeweihten viele Fragen offen. So weiß ich bis heute eigentlich nicht, warum man nicht versucht hat, die Ausgaben aller jugoslawischen Nachfolgestaaten zu erfassen – wobei man sicher Spezialisten aus anderen Gebieten hätte zur Mitarbeit bewegen müssen – um so einen Überblick über die Entwicklung auf dem Balkan zu ermöglichen. Natürlich ist kein Katalog fehlerfrei, aber man hat sich große Mühe gegeben und nur dem Kundigen werden die gröbsten Fehler auffallen. Bosnische Namen sind ja für einen Mitteleuropäer schon schwierig genug, und wenn man sie dann noch aus dem kyrillischen Alphabet ins lateinische übersetzen muss, kann schon mal etwas schief gehen.
Auch wenn die Unzulänglichkeiten des neuen Katalogs die Arbeit mit ihm nicht gerade zur reinen Freude machen, gilt doch auch für ihn, was ganz allgemein für Kataloge gilt: Es muss sich erst einmal ein „Dummer“ finden, der die viele Arbeit macht. Meckern kann jeder, aber wie viele stellen sich der Aufgabe und machen es besser? Außerdem erweitert eigentlich jeder Katalog das Wissen des Sammlers und häufig macht sich das Wissen dann auch schnell in barer Münze bezahlt. Nur ein Ignorant verzichtet auf Literatur, leider gibt es aber davon immer noch zu viele.
Hubert Fritzinger und Jürgen Klotz – Das Papiergeld in Bosnien und Herzegowina, 1. Auflage 2003, money trend-Verlag Wien, 147 Seiten, Format 120 x 165 mm, jede Ausgabe abgebildet, 19,90 Euro
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